BERUF
Ein visionärer Satz Edisons. Allerdings: wie rasant sich die Klanggestaltung im Kino – insbesondere in den letzten Jahren – fortentwickelte, davon hatte er damals keine Vorstellung.
Ich erinnere mich noch genau an den ersten stereophonen Film, den ich im Kino gesehen habe: „The Color Of Money“ von Martin Scorsese aus dem Jahr 1986. Besonders beeindruckend fand ich die Szenen im Billardsaal, als die Billardkugeln perspektivisch zum Bild über die gesamte Projektionsfläche des Bildes hörbar von links bis rechts eingelocht wurden. Ganz im Gegensatz zu der bis dahin üblichen monophonen Darstellung, bei der der Ton aus einem großen, zentral hinter der Leinwand aufgestellten Lautsprecher kam, erlaubte die stereophone Anordnung der Lautsprecher eine quasi räumliche Darstellung des Tons.
Inzwischen ist die Entwicklung noch weiter fortgeschritten. Da ist die vormalige Begeisterung für die Stereophonie im Kino nicht mehr der Rede wert. Durch Dolby Surround® und Dolby Atmos® hat der Zuschauer im Kino räumliche Perspektiven sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Ausrichtung. Die Töne sind im Raum nahezu frei positionierbar.
Ein Film ganz ohne Ton ist schlichtweg nicht mehr vorstellbar. Es sei denn, der Stummfilm wird bewusst als Stilmittel eingesetzt wie zum Beispiel in „The Artist“ von Michel Hazanavicius, gedacht als Hommage an die Stummfilmzeit.
Bis Edison reicht meine Erfahrung bei der Produktion von Tönen nicht zurück. Mein beruflicher Anfang stammt aber aus der Zeit der analogen Tonaufnahmen mit Nagra und Tonbändern als Aufnahmemedium. Inzwischen werden alle Tonaufnahmen nur noch digital hergestellt. Die Digitaltechnik ermöglicht Mehrkanal-Aufnahmen der Dialoge, Geräusche und Atmosphären. Die wesentlichen Kriterien für eine gute O-Ton-Aufnahme sind eine unverfälschte, präsente Stimme und ein möglichst geräuscharmer Hintergrund. Dies in höchster Qualität zu erreichen ist mein berufliches Credo.
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Wolfgang Widmer
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